Wanderfahrt auf der Lahn 2024

„ALLEINE AUF DER LAHN UNTERWEGS“ 

19.-21.04.2024

Die Lahn gilt als einer der bevorzugten Flüsse für das Wasserwandern. Bei schönem Wetter kann es schon vorkommen, dass sehr viele Kanuten, meistens Leihboote, unterwegs sind. Bei der Frühjahrsfahrt 2024 des Rudervereins Cassel war es anders. Ein beständiges Tiefdruckgebiet hatte über Tage sehr kaltes und zuweilen feuchtes Wetter im Gepäck. Daher hatten die 10 Ruder*innen, die sich trotz dieser Widrigkeiten auf den Weg nach Wetzlar machten, nicht nur eine Regenjacke und -hose im Gepäck. Zwiebellook war angesagt. Das bringt Vorteile beim Schutz gegen Kälte und lässt Optionen offen, falls die Sonne herauskommt. 

Standquartier der Fahrt war das Hotel Kubacher Hof, in einem Vorort von Weilburg gelegen. Die Boote wurden am Festplatz Bachweide in Wetzlar eingesetzt. Durch die Wehre in der Stadt und die für Ruderer nicht nutzbare Stelle zum Umsetzen der Boote ist es leider nicht mehr möglich, die Lahn ab Gießen zu befahren. Nachdem der Vierer Uranus und der Zweier Holtesmeni im Wasser fahren ruderten wir einige hundert Meter gegen die Strömung bis zum letzten Wehr. Von hier aus hatten wir eine gute Sicht auf die Altstadt. Wetzlar ist deutlich älter als Kassel. Joshua fand heraus, dass die Gegend hier bereits seit der Altsteinzeit besiedelt ist. Sicherlich hatte der Fluss schon damals eine Bedeutung für die ersten Anwohnenden. 

Bei guter Strömung ging es flussab. Vereinzelt kam die Sonne durch, sonst war es wolkig, kühl, aber trocken. Um die Lahn schiffbar zu machen, wurden Schleusen errichtet, die noch heute als Selbstbedieneranlagen betrieben werden. Die Schleusen Altenburg und Oberbiel gingen 1848 in Betrieb. Für die Neulinge der Tour, bestand die Aufgabe darin, erstmalig die Schotten zu öffnen, zu schließen und die Tore zu bewegen. Das kann anstrengend werden. In einer Schleuse kam die Frage auf: „ Ist die Anlage defekt? Stecken wir fest?“ Ein Schott war nicht zu bewegen. Wir hatten Glück, die Schleuse konnte passiert werden. An der zweiten Schleuse in Oberbiel pausierten wir. Da wir bei dem kalten Wetter alleine auf der Lahn unterwegs waren, konnten die Boote vor der Schleuse gelagert werden. Es fiel leichter Regen. Die RVCler stellten das Begleitfahrzeug unter einer Brücke ab. Hier waren wir vor dem Niederschlag geschützt. Der Wind war unangenehm.

Nach der Stärkung ging es weiter bis nach Weilburg. Die Schleuse Löhnberg wurde passiert. Dann waren es nur noch 3 Kilometer bis zum Tagesziel, dem Bootshaus des Weilburger Rudervereins. Auf den letzten Metern begann es zu regnen. Darauf hätten wir verzichten können. Wir lagerten die beiden Boote auf dem Vereinsgelände. Der Abend klang gemütlich im Hotel aus.

Ein Schock erblebten wir am Sonntag beim Blick auf das Handy. Jeder der Teilnehmenden hatte Fotos aus Kassel erhalten. Dort war über Nacht Schnee gefallen. Alles war weiß. In Weilburg war es wärmer. Hier lag kein Schnee, aber es war empfindlich kalt. Bis 8 Uhr war noch blauer Himmel zu sehen. Bis zum Frühstück hatten die Wolken die Überhand, es hatte begonnen zu regnen. Das Wetter war mies. Je öfters wir beim Regenradar die Lage prüften, desto länger sollte der Niederschlag andauern. Vor 12 Uhr gab es keine Hoffnung auf Trockenheit. Der Fahrtenleitung prüfte daher, ob die Tagesetappe gekürzt werden kann. Da nach dem Schifffahrtstunnel und der Doppelschleuse der nächste Stopp an der Schleuse Fürfurt einzulegen ist und diese Schleuse nur über einen Waldweg erreichbar ist, entschloss sich das Team dazu,auf den zweiten Rudertag zu verzichten. Wir wollten ja noch bei Helligkeit in Kassel zurück sein und die Ruderkameraden, bei denen in den nächsten Tagen Urlaubsreisen anstanden, wollten wir gesundheitlich nicht gefährden Bis zum Mittag regnete estatsächlich. Bis der Vierer und der Zweiter verladen waren, klagten alle über kalte Finger. Am Nachmittag erreichten wir wieder das Vereinsgelände in Kassel. Wir haben nur ca. 29 km gerudert. Das ist für eine Wanderfahrt nicht viel. Bei den Bedingungen waren wir jedoch damit zufrieden. Auch wenn wir wenig für die Kilometerstatistik erreicht haben, so blicken wir doch auf zwei Tage in netter Gesellschaft zurück. Besonders gefreut hat mich persönlich, dass ich diesen Streckenabschnitt nach vielen, vielen Jahren wieder neu kennengelernt habe.

 

Stephan Gerlach