Die etwas andere Rollschiene

Unsere dritte Wanderfahrt in diesem Jahr führte uns auf den Okerstausee im nördlichen Teil des schönen Harzes. Mit der Sonne im Gepäck traten wir zu zwölft die Anreise zum Clubhaus der Rudervereinigung Nordharz e.V. an, bei der unser Wanderrudermeister Stephan Leihboote für uns organisiert hatte.

Das leichte Frösteln, das uns bei der Ankunft aufgrund der Höhenlage des Sees überkam, verflog unmittelbar bei der herzlichen Begrüßung durch die Vereinsmitglieder Anna, Thomas, Eberhard und Siegfried. Die Skulls standen schon einsatzbereit am Bootshaus, aber aus dem ersten umschweifenden Blick über den See mit der Weißwasserbrücke und den umliegenden Gebirgskämmen kamen wir so schnell nicht heraus. Das kristallklare und tiefblaue Wasser glitzerte verträumt in der Sonne, was auch einer durchaus kräftigen Brise zu verdanken war.

Nachdem alle ihre erste Bewunderung ausgelebt hatten, stellte sich die durchaus wichtige Frage: Wie gelangen denn eigentlich die Boote auf das Wasser? Ein schönes altes Holzruderboot für zwei Ruderer sowie zwei Vierer jeweils mit Steuermann tragen sich schließlich nicht selbst den steilen Hang hinunter zum Ufer. Gut, tragen mussten auch wir nicht, denn zum Clubhaus des RVN gehört eine fabelhafte Seilzugplattform auf Schienen. Diese befördert jedes Boot inklusive Skulls nach unten zum Steg und natürlich auch wieder hoch, was reichlich Verzückung und Begeisterung beim RVC auslöste.

Nachdem alle Boote am Steg platziert und Mannschaften abgestimmt waren, führte Reiseleiter Eberhard uns zunächst unter der Weißwasserbrücke hindurch in den nördlichen und den westlichen Arm des Okerstausees. An den dort endenden Landwegen, war deutlich erkennbar, dass hier einmal das alte Örtchen Schulenberg lag, welches durch die Stauung der Oker im Wasser versank. Eberhard beteuerte, dass all diejenigen, die die Kirchturmglocken Schulenbergs hören können, wohl sehr ehrliche Menschen seien und sich noch nie der Lüge schuldig gemacht hätten. Vom RVC konnten natürlich alle die Glocken läuten hören.

Im nördlichen Arm östlich der Weißwasserbrücke liegt die Talsperre. Mit ihrer Länge von etwa 260 und ihrer Höhe von etwa 60 Metern macht sie vom Wasser aus einen imposanten Eindruck. Die vielen Beobachter am Ufer und auf der Staumauer lassen einen grandiosen Blick auf die Natur vermuten, der natürlich aus dem Ruderboot nicht weniger schön ist. Bevor wir noch den westlichen Arm erkundeten, traten wir mit den vielen mitgebrachten Leckereien und einer guten Tasse Kaffee einschließlich Kuchen vom RVN unsere wohlverdiente Mittagspause an. Die frisch gestärkte Bootsbesatzung wurde neu gemischt, sodass jeder rudern konnte. So manch einer nutzte aber auch die bereits erwähnte Brise, um ein wenig zu segeln. Mit senkrechten Blättern im Wind und stehendem Steuermann kam der Zweier auch ohne rollenden Sitz erstaunlicherweise gut voran. Unsere zweite Etappe verlängerten wir durch einen weiteren Abstecher in den westlichen Teil des Sees, bevor wir wieder den Weg zum Bootshaus einschlugen, an dem sich einige noch ein erfrischendes Bad zum Abschluss gönnten.

Der wunderbare Tag fand seinen Ausklang beim Windbeutelkönig in Altenau, ob mit Heidelbeeren oder Birnen, die waren auf jeden Fall königlich. Vielen Dank an unseren Wanderruderexperten Stephan und natürlich auch an die Mitglieder der Rudervereinigung Nordharz e.V. für den überaus freundlichen Empfang und die hervorragende Bewirtung und Leitung. Wir kommen bestimmt mal wieder!

Text: C. Kasischke