Rudern mit Ebbe und Flut

Teufelsmoor-Fahrt des RV Cassel 2010

18.06.-22.06.2025

Als Stephan Gerlach im Januar vorgeschlagen hat, auf dem Teufelsmoor zu rudern, kamen sofort diese Fragen auf: „Wo ist das denn? Da kann man rudern?“ Das Teufelsmoor liegt nördlich von Bremen, befahren werden können dort Hamme, Wümme und Lesum. Diese drei Flüsse sind ganz bzw. teilweise tidenabhängig. Das war eine Herausforderung bei der Tourenplanung. Der Wanderruderwart des Rudervereins Osterholz-Scharmbeck gab wertvolle Tipps, Tanja Kurzenknabe unterstütze Stephan Gerlach in Bezug auf Tidenkalender und GPS-Navigation bei der Tourenplanung. Danke für dieses Teamwork.

Am Mittwoch, den 18.06.2025 erfolgte die Anreise der Teilnehmenden. Der Tag startete mit einem unerwarteten Schaden am PKW von Stephan Gerlach. Bremse defekt. Das Auto war nicht einsatzbereit. Eine Reparatur kurzfristig nicht möglich. Toll, dass Joshua kurzfristig seinen PKW zur Verfügung stellte. An diesem Tag nahmen wir die Leihboote am Ruderverein Osterholz-Scharmbeck in Empfang und bezogen unsere Zimmer in den Jägerstuben in Ritterhude. An der Fahrt nahmen 13 Personen teil.

Am Donnerstag galt es auf der Hamme von Osterholz-Scharmbeck bis zur Mündung zu rudern um dann in die Wümme abzubiegen. Das war gar nicht so leicht, wenn man noch nie vor Ort war. Ein Gewässer vom Bord eines Ruderbootes zu erkunden ist doch anders als das Zoomen beim google.maps. Nachdem die Frage, wann wir links in die Wümme abbiegen müssen, beantwortet war, bemerkten wir schnell wie anstrengend es ist, gegen die Gezeiten zu fahren. Ablaufendes Wasser bedeutet, wenn man ins Landesinnere will, Gegenströmung. Irgendwann erreichten wir die Schleuse Dammsiel, die wir zügig passierten, um sofort danach anzulegen. Mittagsrast! Mit den Dingen, die wir mitgebracht hatten, gab es ein tolles Picknick. Der Streckenabschnitt (genannt Blocklandgewässer) auf der kleinen Wümme, dem Torfkanal und dem Kuhgraben hatte einen besonderen Reiz. Wir fuhren durch Kleingartensiedlungen, dann durch Wald, kamen zu einer Schleuse mit einem Hub von wenigen Zentimetern, hatten eine kurze Passage Industriegebiet, um dann auf einem Kanal unter Bäumen zu rudern. Die Schleuse am Ende des Kuhgrabens ist defekt. Die Reparatur der Anlage ist ungewiss; die beteiligten Behörden streiten sich wegen fehlendem Geld. Wir mussten daher die Boote umsetzen, um auf der Wümme weiter bis nach Lilienthal fahren zu können. Die Einfahrt in die Wörpe haben wir fast nicht gefunden. Es war ein Rinnsal, das kurz vor einer Straßenbrücke, etwas Wasser in die Wümme abgab. Rudern war hier nicht möglich, die Woipe war zu schmal und so flach, dass wir nur noch eine Handbreit Wasser unter dem Kiel hatten. Nach wenigen Metern hatten wir das Tagesziel, die dortige Kanuscheune erreicht.  Mit vereinten Kräften holten wir hier die Boote aus dem Wasser.

Auch am Freitag lachte die Sonne als wir von Lilienthal die Wümme bis zur Mündung befuhren. Der Fluss schlängelt sich hier durch das flache Land. Er hat enge Kehren. Bei ablaufendem Wasser kamen wir gut voran. In Vegesack angekommen bemerkten wir beim Blick zum Ufer wieviel Tidenhub hier die Lesum hat. Es sind schon einige Meter. Die Lesum entsteht durch den Zusammenfluss vom Hamme und Wümme. Sie ist nur 9 km lang und mündet in die Weser. Der Zugang zum Steg vom Ruderverein Vegesack war steil als wir die beiden Vierer und dem Zweiter anlegten. Heute war Fest in Ritterhude. Suzi Quatro rockte mit ihren 75 Jahren auf der Bühne am Flussufer.

Am Samstag ruderten wir von Vegesack auf Lesum und Hamme zurück zum Ruderverein Osterholz und danach weiter bis zur Schleuse Teufelsmoor. An diesem Vormittag hatten wir Flut auf der Lesum. Fast waagerecht war der Bootssteg in Vegesack. Wasser strömte in Richtung Binnenland. Ab Ritterhude hatten wir keine Gezeiten mehr. Nach einer Mittagsrast fuhren wir weiter bis zur Schleuse Teufelsmoor. 29 km ruderten wir an diesem sonnigen Tag. Seerosen und Schilf am Ufer verzauberten die Landschaft. Ein Genuss für die Augen. Einige nutzen die Rast am Ruderverein für ein kurzes Bad im moorigen Wasser der Hamme.

Für Sonntag, den 22.06. waren Temperaturen von 30 Grad und mehr angekündigt. Für die Wanderruderfreunde war das kein Problem. Denn zum einen gingen die Mannschaften zeitig auf Wasser und zum anderen waren an diesem Vormittag nur 12 km zurück zu legen. Danach galt es Boote reinigen und wegräumen. Eine erlebnisreiche Fahrt mit tollen Naturerlebnissen, guten Gesprächen, viel Lachen, leckerem Essen und Unterstützung, wenn mal die Kräfte weniger wurden oder wenn das Ein- und Aussteigen aus dem Boot nicht ganz einfach war. Das „wir“ verbindet. So könnte man auch den Ausflug zum Teufelsmoor beschreiben. Das Ruderrevier kann allen Wanderrudern empfohlen werden. Das gilt auch für die Gastfreundlichkeit vom RV Osch und für das Standquartier Jägerstuben. Auf dem Rückweg stellte sich Fahrtenleiter Stephan Gerlach dann diese Frage: „Wohin könnten wir 2026 fahren?“ Dazu gab es jedoch noch keine Entscheidung.