„Miss garmin hatte die Tiefs im Griff“
Beim Your fixe der Wanderruderer wurde in den letzten Jahren immer wieder mal der Wunsch nach einer Tour in den Niederlanden geäußert. Der Vorschlag von Stephan Gerlach, als Alternative die Gewässer um Emden herum zu befahren, fand regen Zuspruch. Eine Tour in Friesland hatte zwei wesentliche Vorteile. Zum einem war es möglich beim Ruderverein in Emden Boote zu leihen und zum anderen war Wanderruderwart Stephan bereits vor Jahren vor Ort. Er konnte daher seine Planungen auf Vorkenntnissen aufbauen. Die Vorbereitungen waren dennoch herausfordernd. Das Problem waren die vielen kleinen Wasserverbindungen vor Ort. Da konnte man, zumindest am heimischen Rechner sitzend, schnell die Orientierung verlieren. Als große Hilfe erwies sich hier Tanja Kurzenknabe, die Geo-Daten von der Wasserwanderkarte in ihr GPS-Gerät übertrug und somit im realen Einsatz vor Ort dazu beitrug stets den Kurz zu halten. Als Anerkennung hierfür wurde sie liebevoll auf der Tour Miss Garmin genannt.
Emden liegt im Nordwesten von Niedersachsen. Es handelt sich mit gut 50.000 Einwohnern um die größte Stadt Ostfriesland. Der Ruderverein hat seinen Sitz in unmittelbarer Nähe der Kesselschleuse, einer Kreuzung von zwei Wasserstraßen. Von hier aus starten wir unsere Touren. Am ersten Tag ging es über den Stadtgraben in Richtung kleines und großes Meer und dann weiter nach Greetsiel. Vereinzelt gab es Hinweisschilder. Diese halfen, Kurs zu halten. Am ersten Rudertag stand eine lange Etappe auf der Agenda. Diese Tour kann bei Wind und Regen auch mal unangenehm werden. Wir Kasseler hatten jedoch Flaute und Sonnenschein, nirgends trafen wir auf gefährlich hohe Wellen. Optimal waren für uns die Bedingungen. Die Kanäle führten uns durch die Stadt, später durch eine Wochenend- bzw. Ferienhaussiedlung bis nach Greetsiel mit den beiden Windmühlen, die das Ortsbild prägen. Über diverse Tiefs, so heißen dort oben im Norden die Gräben, ging es dann am zweiten Tag mit einer Mittagsrast in Hinte zurück nach Emden.
Am dritten Tag passierten die beiden Boote, ein Zweier und ein Vierer die Kesselschleuse. Es ging ins Fehntjer Tief. Tief waren hier auch die Brücken. Zwei waren sogar so flach, dass ein Ruderboot dort nicht ohne weiteres drunter durch fahren kann. Mannschaft und Steuernde mussten sichflach hinlegen, um eine Kollision mit der Brücke zu verhindern. Die Skulls waren darüber hinaus noch parallel zum Bootsrumpf zu legen. Von außen sah dieses Manöver spektakulär aus. Irgendwie lag die Gefahr mit dem Kopf anzustoßen in der Luft. Die Mannschaften passierten die Brücken souverän. Wir kamen an Oldersum vorbei und pausierten an der Paddel- und Pedalstation Rorichum. Über den Ems-Seitenkanal ging es zurück. Da es für Ruderboote nicht erlaubt sein soll, durch den Binnenhafen von Emden zu fahren, bogen wir kurz vor dem Hafengebiet rechts in den Verbindungskanal ab. So gelangten wir irgendwie zurück zur Kesselschleuse. Aufmerksamkeit war erforderlich, um auf dem letzten Teilstück nicht falsch abzubiegen.
Am Sonntag, 11.06.2023, endete die Fahrt mit einer Ausfahrt durch den Stadtgraben. Dieser umschließt die Kernstadt. Der Graben liegt schattig. Große Bäume stehen am Ufer. Der Blick in die Gärten der Anrainer ist möglich. Auch diese Fahrt war eine Wonne. Heute benötigten wir keinen Landdienst. Gabi Göbel lag als Wahrschauposten im Bug des Vierers und half ihrer Mannschaft durch die schmalen Kanäle und Brücken. Die vier Tage in Friesland waren alles andere als langweilig. Herausgeputzte Orte wechselten sich mit Kanälen ab. Die Ruderer hatten freie Sicht auf Felder, Wiesen, Weiden. Wir sahen Windparks und Windmühlen, ein rundes Schleusenbecken, Klappbrücken und vieles mehr. Die Kasseler genossen die Gastronomie im Norden. Lapskaus pur gab es für Jutta Fischer, für den Rest war die Küche abwechslungsreicher. Die vier Tage an der Küste bleiben sicher für alle Teilnehmenden in guter Erinnerung. Die Fahrt nach Emden zählt sicher zu den Höhepunkten im Ruderjahr des RV Cassel. Das stand für alle, die dabei waren fest.