Am Donnerstag, den 22.06.2017 beginnt die Vorbereitung der Fahrt mit dem Verladen der Boote. Da die Anzahl der Teilnehmer mit 10 Ruderern nun final feststeht, trifft Fahrtenleiter Stephan nach kurzer Diskussion die Entscheidung, mit einem Vierer und einem Zweier an den Start zu gehen, begleitet von zwei Fahrzeugen mit je einem Fahrer. Im Nachhinein die richtige Entscheidung, da wir so im Transport vom und zum Hotel sowie in der Wahl des Ziels unserer Fahrt weitestgehend flexibel bleiben. So werden die Hans Werner und die Holtesmeni, die beide bereits abgeriggert in ihren Bootshallen liegen, in kurzer Zeit samt Zubehör aufgeladen und festgezurrt. Die wohl obligatorische Frage nach den Gurten klärt sich auch sehr schnell, fündig werden wir im Lehrerzimmer in einer großen Kiste.
Nach getaner Arbeit wird der Bus mitsamt Hänger startklar auf dem Auedamm 53 abgestellt und wartet dort auf seinen Einsatz.
Die Bauart dieser und noch fast aller weiteren Schleusen als Wannenschleuse und dem aufkommenden Wind geschuldet erweist sich die Schleusung bei strahlendem Sonnenschein als nicht unbedingt einfach. Die Schleusenkammer ist konisch mit einem flachen angrenzendem Teilstück und so empfiehlt es sich, in Schleusenmitte zu bleiben, um nicht aufzusetzen beim flussabwärtigen Schleusen, was sich bei dem starken Wind nicht eben als einfach gestaltet. Da die Holtesmeni nur einen Piddelhaken an Bord hat, dockt sie kurzfristig mit dem Bug an die Hans Werner an und so gelingt es, mit 3 Piddelhaken den Bootsverbund in Schleusenmitte zu halten, eine Technik, die sich auch in den kommenden Schleusen bewährt und so weit perfektioniert wird, dass auch die Wannenschleusen ihren Schrecken verlieren.
Zur nächsten Schleuse in Laucha kommen wir zur Mittagszeit an. Damit heisst es warten, denn der Schleusenwärter hat von 12:00 Uhr bis 1:00 Uhr seine wohlverdiente Mittagspause. Langsam wird es voll vor der Schleuse, zahlreiche Kanuten und Schlauchboote kommen nach und nach an und müssen auch warten. Als die Schleuse pünktlich um ein Uhr öffnet nutzen die Kanuten und Schlauchbote ihre Wendigkeit und fahren vor uns in die Schleuse. Wir finden auch noch Platz, aber im hinteren Teil der Schleuse, wodurch wir nach erfolgter Schleusung den ganzen Pulk überholen müssen.
Die Holtesmeni legt als erste ab, und erreicht die Schleuse in Freyburg noch, während die Hans Werner dahinter diese Schleusung leider verpasst. So wird der Bootsverband bis zur Mündung in die Saale leider gesprengt. Die letzten Kilometer der Unstruth sind landschaftlich nicht mehr so schön, der nächste Höhepunkt ist die Einfahrt in die Saale, die hier schneller als erwartet strömt. Die Holtesmeni legt hier kurz an, um auf die Hans Werner zu warten, damit wir das Ziel, den Naumburger Ruderclub gemeinsam erreichen. Die weitere Fahrt verläuft unspektakulär, die Saale wird breiter und strömt langsamer und der Uferbewuchs wird spärlicher.
Am nächsten Morgen geht es nach dem gemeinsamen Frühstück wieder zum Naumburger Ruderclub, wo die Boote liegen. Der Steg hängt etwas tief im Wasser, so dass es nicht einfach ist, die Boote – besonders die Hans Werner – trockenen Fußes ins Wasser zu bringen. Aber dank ausgefeilter Technik gelingt auch dies. Der erste Teil der Etappe steht fest, es geht an Schönburg vorbei über die Schleuse Öblitz bis zum Weißenfelser Ruderclub, wo auch der Bootshänger steht. Ob wir die Fahrt dort beenden, hängt davon ab, ob unser Fahrtenleiter Stephan flussabwärts noch eine geeignete Stelle zum Herausnehmen der Boote findet. Dazu hat er sich bei der ersten Etappe heute in die Landmannschaft bestimmt und erkundet das Ufer flussabwärts.
Bei bestem Wetter verläuft die Fahrt zügig, auch die erste Schleuse wird problemlos genommen und wir sind gegen 11:30 Uhr am Weißenfelser Ruderclub. Frohe Kunde, es gibt eine Möglichkeit 8 km flussabwärts die Bote an Land zu bringen und so geht unsere Fahrt noch weiter. Das Landkommando wird den Hänger nach Dehlitz bringen und uns dort in Empfang nehmen. Vor uns liegt der Ort Weissenfels mit drei Schleusen. Zuerst kommt die Schleuse Beuditz, dann ein Stück Kanal und danach gleich die Brückenmühlenschleuse. Auf einmal drängt die Zeit, denn da war ja noch die Mittagspause der Schleuser. Nach kurzem Informationsaustausch mit dem ersten Schleusenwärter wird klar, wir schaffen vor 12 Uhr die erste und die zweite, aber nicht die dritte Schleuse. Kurz nach High Noon kommen wir bei der dritten Weißenfelser Schleuse, der Herrenmühlenschleuse an. Davor hat sich keine geeignete Anlegemöglichkeit ergeben. Eine Stunde Wartezeit erscheint uns zu lang, nach einer kurzen Ortsbesichtigung fällt die Entscheidung zum Umtragen. Alle packen mit an und nach kurzer Zeit liegen beide Boote hinter der Schleuse. Die Ausfahrt ist eng, die Saale hat hier einige Seitenarme, aber wir finden den richtigen Weg. Die Saale wird dann wieder breiter und fließt gemächlich stromab.
Mit vereinten Kräften werden die Boote an Land gebracht, abgeriggert und mitsamt Zubehör verladen. Die wenigen Schritte zum Gasthaus Altes Rittergut legen wir zu Fuß zurück, Hänger und Begleitfahrzeuge bleiben an der Anlagestelle, wo auch ausreichend Platz zum Ablegen der Boote war, zurück. Im Alten Rittergut auf der Sonnenterrasse, die ihrem Namen alle Ehre macht, findet jeder wieder das Passende zur Stärkung nach beendeter Fahrt. Auf der Rückfahrt der erste Regen an diesem Wochenende, jetzt stört das auch keinen großen Geist mehr, weil auch zum Entladen der Boote in Kassel der Regen wieder aufgehört hat. Die Boote sind schnell abgeladen, geputzt und aufgeriggert.
Auch ein Wanderfahrtswochenende, mit bestem Ruderwetter, einer landschaftlich reizvollen Strecke einer perfekten Organisation und toller Mannschaft geht einmal zu Ende. Leider … aber Pläne für Ziele im kommenden Jahr wurden im Verlauf der Fahrt schon zahlreich diskutiert.
Jörg Rudolph