Wanderfahrt Unstruth/Saale 2017

Am Donnerstag, den  22.06.2017 beginnt die Vorbereitung der Fahrt mit dem Verladen der Boote. Da die Anzahl der Teilnehmer mit 10 Ruderern nun final feststeht, trifft Fahrtenleiter Stephan nach kurzer Diskussion die Entscheidung, mit einem Vierer und einem Zweier an den Start zu gehen, begleitet von zwei Fahrzeugen mit je einem Fahrer. Im Nachhinein die richtige Entscheidung, da wir so im Transport vom und zum Hotel sowie in der Wahl des Ziels unserer Fahrt weitestgehend flexibel bleiben. So werden die Hans Werner und die Holtesmeni, die beide bereits abgeriggert in ihren Bootshallen liegen, in kurzer Zeit samt Zubehör aufgeladen und festgezurrt. Die wohl obligatorische Frage nach den Gurten klärt sich auch sehr schnell, fündig werden wir im Lehrerzimmer in einer großen Kiste.

Da die Holtesmeni bei der letzten Fahrt Probleme mit den Rollsitzen bereitet hat, wurden diese am Tag zuvor nochmals auf Leichtgängigkeit geprüft, leider nicht unter Last. Vorsorglich wurden gleich zwei passende Sitze als Ersatz eingepackt, eine Maßnahme, die sich später als nicht ganz ausreichend herausstellen wird.

Nach getaner Arbeit wird der Bus mitsamt Hänger startklar auf dem Auedamm 53 abgestellt und wartet dort auf seinen Einsatz.

Am Freitag, den 23.06 um 16:00 Uhr geht es dann pünktlich los, Gepäck und Proviant werden verstaut und es geht mit Gespann und PKW erst einmal Richtung Göttingen und dann gen Osten. Nach einer staufreien und reibungslosen Fahrt wird das Hotel schnell gefunden und nach einigen Umkreisungen des Parkplatzes sind Bus und Hänger perfekt positioniert für den morgigen Tag.

Im Atrium Hotel Amadeus in Osterfeld ist man schon auf unseren Besuch vorbereitet, nach Verteilung der Zimmerschlüssel geht es bei bestem Wetter zum gemeinsamen Abendessen auf die Terrasse, wo wir nach einer eigens für uns erstellten Speisekarte unser Essen wählen. Nachdem jeder etwas passendes für sich gefunden hat, erreicht uns die frohe Botschaft „Wir sind Zisselkönigin“. Dieses Ereignis wird sogleich mit einer Flasche lokalen Rotkäppchen Sektes gebührend gefeiert, dem edlen Spender nochmals ein Dankeschön. Nach einem mehr oder weniger umfangreichen Nachtisch, einigen kühlen Getränken und der Terminierung des Frühstücks am nächsten Morgen auf 8:00 Uhr, klingt dann der Abend auf der Terrasse aus.

Nach dem gemeinsamen Frühstück am Samstag starten wir um 9:00 Uhr in Richtung unseres Einsetzpunktes der Boote am Kanuplatz in Karsdorf zu dem uns das Navi zuverlässig den Weg gewiesen hat. Nach enger Zufahrt ist der Platz dort für Bushänger und Boote ausreichend groß, jedoch wegen des besten Wetters an diesem Wochenende auch von Kanuten reich bevölkert. Nach Aufriggern der Boote und Einteilung auf Boote und Landkommando versuchen wir so schnell wie möglich aufs Wasser zu kommen, da die Anzahl der Kanufahrer immer mehr zunimmt.  Der vorhandene Kanusteg ist auch für Ruderboote durchaus geeignet, und so kommen wir komfortabel aufs Wasser, erst die Holtesmeni, gefolgt von der Hans Werner, nachdem wir den Bootstransporter und das Begleitfahrzeug noch durch die enge Zu/Abfahrt geleitet haben.

Landschaftlich zeigt sich die Unstruth bei Karsdorf von ihrer schönsten Seite, wie in einem grünen Tunnel, umrahmt von hohen Bäumen und grün eingewachsen rechts und links fließt sie in sanften Kurven mit gemächlicher Strömung und ausreichend breit zum Rudern in Richtung Saale. Die Hans Werner fährt voran, gefolgt von der Holtesmeni, die sie kurz aus den Augen verliert. Der Affinität der Hans Werner zu Weidenbäumen geschuldet, übernimmt die Holtesmeni nun wieder die Führung bis zur ersten Schleuse in Tröbsdorf.

Die Bauart dieser und noch fast aller weiteren Schleusen als Wannenschleuse und dem aufkommenden Wind geschuldet erweist sich die Schleusung bei strahlendem Sonnenschein als nicht unbedingt einfach. Die Schleusenkammer ist konisch mit einem flachen angrenzendem Teilstück und so empfiehlt es sich, in Schleusenmitte zu bleiben, um nicht aufzusetzen beim flussabwärtigen Schleusen, was sich bei dem starken Wind nicht eben als einfach gestaltet. Da die Holtesmeni nur einen Piddelhaken an Bord hat, dockt sie kurzfristig mit dem Bug an die Hans Werner an und so gelingt es, mit 3 Piddelhaken den Bootsverbund in Schleusenmitte zu halten, eine Technik, die sich auch in den kommenden Schleusen bewährt und so weit perfektioniert wird, dass auch die Wannenschleusen ihren Schrecken verlieren.

Zur nächsten Schleuse in Laucha kommen wir zur Mittagszeit an. Damit heisst es warten, denn der Schleusenwärter hat von 12:00 Uhr bis 1:00 Uhr seine wohlverdiente Mittagspause. Langsam wird es voll vor der Schleuse, zahlreiche Kanuten und Schlauchboote kommen nach und nach an und müssen auch warten. Als die Schleuse pünktlich um ein Uhr öffnet nutzen die Kanuten und Schlauchbote ihre Wendigkeit und fahren vor uns in die Schleuse. Wir finden auch noch Platz, aber im hinteren Teil der Schleuse, wodurch wir nach erfolgter Schleusung den ganzen Pulk überholen müssen.

Es folgt die Schleuse in Zeddenbach , danach, kurz vor der Schleuse in  Freyburg, wartet auch schon das Landkommando auf uns zur verdienten Mittagspause. Bei Schneckchen, ahler Worscht und frischem Gemüse bei strahlendem Sonnenschein können sich alle strapazierten Körperteile erholen und bereit machen für den nächsten Abschnitt. Es wechselt das Landkommando und in teilweise neuer Besetzung geht es wieder in die Boote. Jetzt rächt sich ein wenig das fehlende Testen des Rollsitzes der Holtesmeni unter Last, denn bei zu schwerem Ruderer wird der Rollsitz zum Nichtrollsitz. Erste Fehleranalysen führen zur Unterfütterung der sich durchbiegenden Rollbahnen mit zwei 10er Maulschlüsseln, das ergibt Linderung aber behebt das Problem nicht völlig. Nach Ausprobieren aller vier Rollsitze auf den zwei Plätzen wird eine Kombination gefunden, die funktioniert, wenn auch nicht völlig überzeugt.

Die Holtesmeni legt als erste ab, und erreicht die Schleuse in Freyburg noch, während die Hans Werner dahinter diese Schleusung leider verpasst. So wird der Bootsverband bis zur Mündung in die Saale leider gesprengt. Die letzten Kilometer der Unstruth sind landschaftlich nicht mehr so schön, der nächste Höhepunkt ist die Einfahrt in die Saale, die hier schneller als erwartet strömt. Die Holtesmeni legt hier kurz an, um auf die Hans Werner zu warten, damit wir das Ziel, den Naumburger Ruderclub gemeinsam erreichen. Die weitere Fahrt verläuft unspektakulär, die Saale wird breiter und strömt langsamer und der Uferbewuchs wird spärlicher.

Nachdem die Boote aus dem Wasser sind und mitsamt Skulls für die Nacht an Land verstaut sind, machen wir eine kleine Rast am Halleschen Anger, ein Lokal in Nähe des  Bootshauses, welches das Landkommando schon vorab erkundet hat. Trotz Hochzeitsgesellschaft ist die Terasse für Besucher geöffnet und kühle Getränke können geordert werden. Die schöne Lage der Terrasse mit Blick auf die Saale veranlasst uns zu einer Programmänderung, kurzerhand verlagern wir das Abendessen auf dieses Lokal und jeder findet in der Karte das Passende für sich. Das erste Landkommando hat den Bootshänger schon vorausschauend an unser nächstes Ziel am Sonntag gebracht und so stehen beide Begleitfahrzeuge bereit, um uns ohne den sperrigen Bootsanhänger ins Hotel zurückzubringen. Dort angekommen, teilt sich die Gruppe auf, während einige dem Charme des Hotelzimmers erliegen, findet sich eine Gruppe im Foyer des Hotels zusammen, und einige, die immer noch nicht genug von der frischen Luft haben, ziehen die Terrasse vor.

Am nächsten Morgen geht es nach dem gemeinsamen Frühstück wieder zum Naumburger Ruderclub, wo die Boote liegen. Der Steg hängt etwas tief im Wasser, so dass es nicht einfach ist, die Boote – besonders die Hans Werner – trockenen Fußes ins Wasser zu bringen. Aber dank ausgefeilter Technik gelingt auch dies. Der erste Teil der Etappe steht fest, es geht an Schönburg vorbei über die Schleuse Öblitz bis zum Weißenfelser Ruderclub, wo auch der Bootshänger steht. Ob wir die Fahrt dort beenden, hängt davon ab, ob unser Fahrtenleiter Stephan flussabwärts noch eine geeignete Stelle zum Herausnehmen der Boote findet. Dazu hat er sich bei der ersten Etappe heute in die Landmannschaft bestimmt und erkundet das Ufer flussabwärts.

Bei bestem Wetter verläuft die Fahrt zügig, auch die erste Schleuse wird problemlos genommen und wir sind gegen 11:30 Uhr am Weißenfelser Ruderclub. Frohe Kunde, es gibt eine Möglichkeit 8 km flussabwärts die Bote an Land zu bringen und so geht unsere Fahrt noch weiter. Das Landkommando wird den Hänger nach Dehlitz bringen und uns dort in Empfang nehmen. Vor uns liegt der Ort Weissenfels mit drei Schleusen. Zuerst kommt die Schleuse Beuditz, dann ein Stück Kanal und danach gleich die Brückenmühlenschleuse. Auf einmal drängt die Zeit, denn da war ja noch die Mittagspause der Schleuser. Nach kurzem Informationsaustausch mit dem ersten Schleusenwärter wird klar, wir schaffen vor 12 Uhr die erste und die zweite, aber nicht die dritte Schleuse. Kurz nach High Noon kommen wir bei der dritten Weißenfelser Schleuse, der Herrenmühlenschleuse an. Davor hat sich keine geeignete Anlegemöglichkeit ergeben. Eine Stunde Wartezeit erscheint uns zu lang, nach einer kurzen Ortsbesichtigung fällt die Entscheidung zum Umtragen. Alle packen mit an und nach kurzer Zeit liegen beide Boote hinter der Schleuse. Die Ausfahrt ist eng, die Saale hat hier einige Seitenarme, aber wir finden den richtigen Weg. Die Saale wird dann wieder breiter und fließt gemächlich stromab.

Per Whats App wird vom Landkommando die Anlegestelle beschrieben. Unser Fahrtenleiter, der jetzt wieder im Boot sitzt, kennt den Ort ja auch vom Land aus und wir finden die Stelle auf Anhieb ohne Probleme.

Mit vereinten Kräften werden die Boote an Land gebracht, abgeriggert und mitsamt Zubehör verladen. Die wenigen Schritte zum Gasthaus Altes Rittergut legen wir zu Fuß zurück, Hänger und Begleitfahrzeuge bleiben an der Anlagestelle, wo auch ausreichend Platz zum Ablegen der Boote war, zurück. Im Alten Rittergut auf der Sonnenterrasse, die ihrem Namen alle Ehre macht, findet jeder wieder das Passende zur Stärkung nach beendeter Fahrt. Auf der Rückfahrt der erste Regen an diesem Wochenende, jetzt stört das auch keinen großen Geist mehr, weil auch zum Entladen der Boote in Kassel der Regen wieder aufgehört hat. Die Boote sind schnell abgeladen, geputzt und aufgeriggert.

Auch ein Wanderfahrtswochenende, mit bestem Ruderwetter, einer landschaftlich reizvollen Strecke einer perfekten Organisation und toller Mannschaft geht einmal zu Ende. Leider … aber Pläne für Ziele im kommenden Jahr wurden im Verlauf der Fahrt schon zahlreich diskutiert.

Jörg Rudolph